Rastatt, letzte Residenz der Revolution

Am 9. Mai gegen 19 Uhr kam es auf dem Exerzierplatz der Festung zwischen den Mitgliedern der Bürgerwehr und den Soldaten der Rastätter Garnision zu einer gegenseitigen Versicherung der Treue zur Reichsverfassung (NFZ vom 13. Mai 1849). Am 10. Mai wiederholten sich dieses Szenen, zugleich wurde diese Situation politischer und radikalisierte sich. Während einerseits die Forderung nach der Befreiung Gustav Struves und Karl Blinds formuliert wurde, versuchte Bürgermeister Sallinger zu mäßigen. Die Versammlung bekannte sich schließlich erneut zur Paulskirchenverfassung und dazu, dass die „hiesige Garnision […] sich bei der Offenburger Versammlung durch Deputation aus den einzelnen Campagnien beteiligen“ werde (Häusser, zitiert nach Dick, S. 30).

Purzelnde Ereignisse

Für den zeitlichen Ablauf stütze ich mich auf Ausgaben der Neuen Freiburger Zeitung. Diese ist in jenen ereignisreichen Tagen das genaue Gegenteil eines Newstickers. In einer Ausgabe werden Meldungen veröffentlicht, die zwei bis vier Tage alt sind, was dem Geschehen aber auch der Entfernungen der Schauplätze vom Sitz der Redaktion geschuldet sein dürfte. Der politisch geneigte Leser musste die schmale Zeitung tatsächlich von Vorne nach Hinten lesen und zur Einordnung noch ein zweites Mal. Dies erschwert das Verfolgen der Geschehnisse. Für eine Chronologie mag dies nicht besonders befiedigend sein und wirft auch Fragen auf, veranschaulicht aber auch, die Schwierigkeiten der Zeitgenoss:innen, die sich alleine auf die Medien verlassen um an den Geschehnissen teilzunehmen. So erfährt die Leser:in erst am 16. Mai, was in der Nacht auf den 12.Mai mit Struve passierte:

„12. Mai, Morgens. Soeben erfahre ich, dass man heute Nacht Struve und Blind von hier nach Bruchsal gebracht hat, wahrscheinlich, weil man wegen der gestrigen Vorfälle unter dem Militär dieselbe hier für nicht sicher genug geborgen gehalten hat.“ Zwei Tager später wurde konkretisiert, dass sie in einen Extrazug nach Bruchsal gesetzt wurden. In der Ausgabe vom 16. Mai wird vom 14. Mai berichtet: „Baden(-Baden), 14. Mai. (Mittelrh. Z.) „Heute Morgen langten unerwartet G. Struve, Blind und Rehmann (von Offenburg) von Rastatt mit einem Extrazuge hier an, und begaben sich zu ihrem Freunde Brentano.
Rastatter Dragoner haben die beiden politischen Gefangenen Struve und Blind gestern in Bruchsal befreit und nach Rastatt gebracht. So wird uns berichtet. Nach Verlauf einer Stunde sind die genannten Bürger in Begleitung Brentanos nach Rastatt zurückgekehrt, woselbst der Landesausschuss seit gestern permanent seinen Sitz hat. (…) (Nach einer Notiz in der Mannh. Abendz. wären Struve, Blind, Bornstedt u.A. nicht von dem Militär, sondern von Bruchsaler Bürger befreit worden, nachdem Sonntags Nachts 12 Uhr die Nachrichtvon den Offenburger Beschlüssen in Bruchsal angelangt war. D.ie R.edaktion.)

Sowohl der Ort der Flucht (Rastatt oder Bruchsal), die Helfer (Dragoner oder Bürger) als auch, ob Struve neben Blind mit Rahmann oder Bornstedt unterwegs war, bleibt offen.

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