Zwischen Freiheitsfest und Nationaltaumel

Wie kein anderes Denkmal wird das Hambacher Schloss umwabert vom demokratischen Mythos und das Hambacher Fest gilt als größtes Freiheitsfest. Beinahe in jedem Geschichtsbuch findet sich zum Thema Vormärz/ Restauration eine Abbildung der Menschenmassen, die hinauf zum Schloss pilgern.



Der politische Takt wurde seit der französischen Revolution in Paris geschlagen, die deutschen und europäischen Länder folgten ihm. Euro-päisch war auch der Paukenschlag, mit dem die beiden deutschen Leitstaaten Österreich und Preußen das Geschehen zurückgedrängt haben.
Außenpolitisch traten verschiedene Staaten Europas als Kolonialstaaten auf, innenpolitisch fanden als Reaktion auf die Restaurationsbemüh-ungen ab 1820 unterschiedlich erfolgreiche, nationale und liberale Erhebungen in Spanien, Portogal, Italien und Polen und natürlich Frankreich statt.

„Doch im Gegensatz zur Griechenbegeisterung der Philhellenen, die in den 1820er Jahren Angehörige aller gesellschaftlichen Gruppen in der Sympathie mit dem Aufstand der Griechen gegen die Türkenherrschaft vereint hatte, blieb die Solidarität mit Polen weitgehend eine Angelegenheit des liberalen Bürgertums.“

Kreutz, W.: Das Hambacher Fest 1832. Das deutsche Freiheitsfest im europäischen Völkerfrühling, hrsg. von: Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz), Mainz 2007.

Seit 1814 sind verschiedenen deutschen Territorien zur konstitionelle Monarchien mit Verfassungen geworden. Zu dieser Zeit entstehen die verschiedenen organisierten politischen Sichtweisen. Hilgemann und Pöppinghaus zählen im dtv Atlas zur Weltgeschichte den süddeutschen Liberalismus, den norddeutschen Liberalismus, den politischen Katholizismus und den Konservatismus auf. (Hilgemann/Pöppinghaus, 1995, 325). 1832 auf dem Hambacher Fest treffen die unterschiedliche Ansichten aufeinander.
Die Bandbreite der Positionen war breiter als die, die heute in Deutschland im Bundestag vertreten sind. Hedwig Richter spricht unter anderem von einer „demokratischen nationalen Traditionen“.

Die nationale Inklusion war gleichwohl von Anfang an schillernd, exklusiv und selten eindeutig. […] Der bedeutende Freiheitskämpfer und Dichter Ernst Moritz Arndt (1769-1860) war rassistisch und antisemitisch, er wollte die Leibeigenschaft beenden und durchtränkte seine Emanzipationslieder mit Juden- und Franzosenhass. Für die Demokratisierung war generell typisch, dass die neue Inklusion mit scharfen Exklusionen einherging, zum Teil, weil der Ausschluss die Inklusion plausibel machte.

Hedwig Richter: Revolution 1848, Demokratiegeschichte in Deutschland, 07.03.2023 .

Damit wurden inhaltliche Positionen Teil der Demokratisierungs-bewegung, die heute zurecht als erzkonservativ bis rechtsnational eingestuft werden. Da auch in der Gegenwart in verschiedenen demokratischen Staaten Positionen vertreten werden können, die in anderen verboten sind, kann das Vorkommen zu dieser Zeit ohne Geländer nicht verwundern. Richters soziologische Aussage zu „Exklusion“ als typisch für die Demokratisierung, liest sich allerdings verharmlosend für Antisemitismus und Rassismus.

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