Zwischen Freiheitsfest und Nationaltaumel

Wirth und Siebenpfeiffer

„Deutschland, das große, reiche, mächtige Deutschland, sollte die erste Stelle einnehmen in der Gesellschaft der europäischen Staaten,
[…]. Berufen von der Natur, um in Europa der Wächter des Lichts, der Freiheit und der völkerrechtlichen Ordnung zu seyn, […]. „

Die deutschen Patrioten sollten in ihr „politisches Glaubensbekenntnis“ den Satz aufnehmen:

«Selbst die Freiheit darf auf Kosten der Integrität unseres Gebietes nicht erkauft werden; der Kampf um unser Vaterland und unsere Freiheit muß ohne fremde Einmischung durch unsere eigene Kraft von innen heraus geführt werden, und die Patrioten müßen in dem Augenblicke, wo fremde Einmischung statt findet, die Opposition gegen die inneren Verräther suspendiren und das Gesammtvolk gegen den äußeren Feind zu den Waffen rufen.»

„Dieser schöne Bund […] möge auch zu gleicher Zeit mit den reinen Patrioten der Nachbarländer sich verständigen, und wenn ihm Garantien für die Integrität unseres Gebietes gegeben sind, dann möge er immerhin auch die brüderliche Vereinigung suchen, mit den Patrioten aller Nationen, die für Freiheit, Volkshoheit und Völkerglück das Leben einzusetzen entschlossen sind.
Hoch! dreimal hoch leben die vereinigten Freistaaten Deutschlands! Hoch! dreimal hoch das conföderirte republikanische Europa!“
Rede Wirth (Material)

Der Redner, aus dessen Vortrag diese Passagen stammen, war einer der beiden Organisatoren des Hambacher Festes Johann Georg August Wirth. Kreutz vertritt die Auffassung, dass man Wirths Rede nicht überbewerten solle und diese nicht repräsentativ für die über 20 Redner auf dem Schlossgelände war.

„Dies gilt vor allem für seine Betonung einer starken Stellung Deutschlands in Europa oder seine Unterordnung des Freiheits- unter das Einheitsprinzip, die schon auf die fatale Entwicklung des deutschen Liberalismus – vor allem dessen Friedensschluss mit der Politik Bismarcks – in der zweiten Jahrhunderthälfte vorauswies.“

Kreutz, W.: Das Hambacher Fest 1832 , Mainz 2007

Dies mag sein, aber unter den Tisch fallen lassen, sollte man dies auch nicht und auch nicht normalisieren. Allerdings hatte vorher bereits sein Co-Organisator Philipp Jakob Siebenpfeiffer gesprochen und einen ganz anderen Akzent gesetzt. Aus heutiger Sicht ist auch sein Pathos nicht ganz leicht zu ertragen, aber Sprache und Sprechen verändert sich.

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